Soziologen der FU Berlin greifen auf wissenschaftlich brüchiger Basis die Klassischen Sprachen an, vermischen Reflexionssprachen mit Kommunikationssprachen und begeben sich  neben einem gewissen ideologischen Anstrich zusätzlich in die Nützlichkeitsfalle. Der Tagesspiegel lässt sie sogar selbst einen Text verfassen, der hier stellvertretend für das breite und teilweise unkritische mediale Aufgreifen stehen soll (anders im Herangehen das DLF-Interview unter der Rubrik "Rundfunk"). Die Analyse durch Kipf et al. folgt direkt im Anschluss.

Aus dem "Tagesspiegel":

Mythen um Latein als Schulfach: Falsche Versprechen einer alten Sprache

Latein ist kein Wundermittel, um logisches Denken zu schulen. Die Hochgebildeten aber halten am Mythos fest, um Privilegien zu sichern. Ein Forschungsbericht.

Jürgen Gerhards Tim Sawert Ulrich Kohler

In einer sich zunehmend globalisierenden Welt werden Fremdsprachenkenntnisse im Allgemeinen und die Beherrschung von Englisch im Besonderen immer bedeutsamer. Nur wer fremde Sprachen beherrscht, kann sich über die Länder- und Sprachgrenzen hinweg austauschen. Für Latein gilt allerdings, dass es sich um eine nicht mehr gesprochene Sprachen handelt und man entsprechend mit dem Erwerb des Lateinischen im Unterschied zum Erlernen moderner Sprachen den Kreis seiner Kommunikationspartner nicht vergrößern kann. ...

WEITERLESEN: https://www.tagesspiegel.de/wissen/mythen-um-latein-als-schulfach-falsche-versprechen-einer-alten-sprache/24975580.html


Stefan Kipf et. al.:

Fiktionalität in der Wissenschaft – Analyse einer Studie 

Die Publikation „Des Kaisers alte Kleider: Fiktion und Wirklichkeit des Nutzens von Lateinkenntnissen“, die in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 71 (2) 2019, 309-326 erschienen ist und erstaunlicherweise ein beachtliches mediales Echo ausgelöst hat, beschäftigt sich mit den Transfereffekten, die Eltern dem Lateinunterricht in Zeiten der Globalisierung zuschreiben. 

Falsche Zahlen als Grundlage 

Der Studie liegt die Feststellung zugrunde, dass „[o]bwohl Latein eine nicht mehr gesprochene Sprache ist und ihr deswegen kein kommunikativer Nutzen zukommt, […] die Anzahl der Latein als Schulfach wählenden Schüler im Zeitverlauf angestiegen“ sei (309). Auf dieser Aussage basiert auch das übergeordnete, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Die Wahl von Latein und Altgriechisch als schulische Fremdsprachen: Eine Distinktionsstrategie der oberen sozialen Klassen?“1, das an der Freien Universität Berlin angesiedelt ist, aber im Beitrag nicht explizit genannt wird. Doch wie kommen die Forscher zu der Angabe, dass sich der Anteil Latein lernender Schüler an Gymnasien von im Jahr 1999 ca. 26% auf ca. 31% im Jahr 2017 leicht erhöht habe (311) oder der Anteil der Alt-Griechisch lernenden Schüler über diesen Zeitraum bei 0,5 % stagniere (Fußnote 1, 312)? Im Gegensatz zu dieser Darstellung beklagen die Vertreter dieser Fächer seit dem Schuljahr 2008/09 einen kontinuierlichen Rückgang der absoluten und relativen Schülerzahlen (Behrendt & Korn 2016), wobei der Anteil der Lateinschüler an den Gymnasien zuletzt (Schuljahr 2016/17) bei 26,12% lag (Beyer et al. 2017, 13). Die absoluten Zahlen auch aus dem folgenden Schuljahr (611.507 im Jahr 2017/18 zu 632.056 im Jahr 2016/17)2 bestätigen diesen anhaltenden Trend. Eine ohne Aufwand falsifizierbare Aussage legitimiert also ein breitangelegtes Forschungsvorhaben! 

Vermischung von Fiktion und Fakten 

Als ein weiteres grundsätzliches Problem in der Gesamtdarstellung muss die Vermischung von Fiktion (der Glaube an Transfereffekte des Lateinunterrichts) und Fakten (die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit sog. Transfereffekten des Lateinunterrichts) bezeichnet werden. Wenn die Autoren anführen, dass mehrere (ältere) Studien gezeigt hätten, „dass Lateinkenntnisse weder das logische Denken, noch den Erwerb anderer Sprachen, noch das Gespür für die grammatikalische Struktur der Muttersprache verbessern“ (309), wird zunächst auf Fakten zum Lateinunterricht abgehoben. Allerdings lässt die Auswahl der von den Autoren verwendeten Studien und ihre Interpretation einen wenig kritischen Umgang mit den vorhandenen Quellen erkennen: Erstens werden z.T. weitreichende Schlüsse aus äußerst geringen Stichprobenumfängen gezogen, z.B. 50 Probanden bei Haag & Stern 2003, 174. Zweitens wird auf diese Weise nur ein weitgehend veralteter Ausschnitt aus der Diskussion um Transfereffekte geboten. So fehlen z.B. die Arbeiten von Müller-Lancé 2001, Ko 2000, Töchterle 2004, Bracke & Bradshaw 2017, Große 2017, die überdies Indizien auf positive Transfereffekte des Lateinunterrichts bieten. Dementsprechend haben die Autoren bspw. das leicht zugängliche, in der Pegasus-Onlinezeitschrift veröffentlichte Urteil der Psychologin Ortner zur Qualität der von ihnen angesprochenen Studien übersehen: „Einerseits kann argumentiert werden, dass die bisher vorliegenden Studien konzeptuell nicht ausreichen, um ein abschließendes Urteil zu fassen. Tatsächlich ist die Datenlage noch immer dünn […]“ (Ortner 2011, 80). Ohne ausgewogene Darstellung der Forschungslage ist daher der „enttäuschende […] Befund“, Lateinkenntnisse hätten „keine positiven Effekte“ (312), wissenschaftlich nicht überzeugend. 

Ebenso misslungen ist die Diskursanalyse zum Lateinunterricht. So wird behauptet, dass die „Definition der Dimensionen eines möglichen Transfernutzens von Fremdsprachen“ anhand von Argumenten erfolge, „die von den Protagonisten einer altsprachlichen Ausbildung ins Feld geführt werden“ (317). Die Recherche beschränkt sich lediglich auf eine einzelne Schul-Website, einen historischen Überblick über den Lateinunterricht auf der Website des Deutschen Altphilologenverbandes (DAV) und eine Auswahl von drei (!) Titeln fachdidaktischer Literatur aus den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die aktuelle wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Fach Latein, die intensiv seine Inhalte und potentiell transferierbare Kompetenzen erforscht (Burkard 2012, Kipf 2014, Sass 2015, Florian 2016, Siebel 2017)3, wird nicht zur Kenntnis genommen, sodass der Eindruck entsteht, der naive Glaube an uneingeschränkte Transfereffekte sei weiterhin wissenschaftlicher Konsens. Es ist sicherlich „im Kontext des Diskurses“ (318) sinnvoll, auf Schul-Websites, Medienberichte und die Äußerungen von Interessensvertretungen zurückzugreifen, wenn die Vorstellung bestimmter sozialer Gruppen („Illusio“, 309) hinsichtlich des Nutzens von Lateinkenntnissen ermittelt werden soll. Aber dann müssen diese Quellen dem Umfang der Studie angemessen, aktuell und repräsentativ ausgewählt sein. 

Zur Verzerrung des Bildes vom modernen Lateinunterricht trägt auch bei, dass die Autoren die Lateinlernenden konsequent als „Sprecher“ bezeichnen und damit dem unkundigen Leser suggerieren, man würde im Lateinunterricht vor allem Latein sprechen lernen. Auf diese Weise kann die effektvolle These von „der kommunikativen Nutzlosigkeit der alten Sprachen“ (311), die in einer globalisierten Welt nicht gesprochen werden, eine noch größere Wirkung entfalten. Die eigentlich zentralen Handlungsfelder des Unterrichts - Erschließen, Interpretieren und Übersetzen lateinischer Texte – werden missachtet. 

Deutliche Schwächen im Studiendesign 

Diese Schwächen einer guten wissenschaftlichen Praxis zeigen sich auch im Design der Studie. Ohne auf Ungenauigkeiten in der Studienbeschreibung4 oder zu diskutierende Auswahlentscheidungen, wie z.B. die höchst problematische Begrenzung auf westdeutsche Schulen (315), einzugehen, muss den Forschern ein mangelndes Problembewusstsein attestiert werden.5 Wenn die Stichprobenziehung erstens nicht randomisiert (zufallsbasiert) erfolgt und es sich zweitens bei der Stichprobe um eine sog. Ad-hoc-Stichprobe (alle Achtklässler der kooperierenden Gymnasien) handelt, dann ist unter der Perspektive einer realistischen Generalisierbarkeit die Stichprobe „von höchst fraglichem Wert“ (vgl. Bortz & Schuster 2010,82): Von der Stichprobe darf nämlich nicht ohne weiteres auf die Grundgesamtheit (aller Eltern) geschlossen werden. 

Lateinunterricht: Konstruktion von Wirklichkeit? 

Insgesamt kann die grundsätzliche Aussage der Studie, dass Eltern den Lateinkenntnissen positive Transfereffekte zuschreiben, nicht überraschen, da diese Gesichtspunkte immer noch gern als pauschale und allzu undifferenzierte Werbeargumente für den Lateinunterricht Verwendung finden. Sie entfalten schon seit dem 19. Jahrhundert eine bis heute unverwüstliche Langzeitwirkung bei Lehrkräften, Eltern undSchülern. Die Autoren stellen  außerdem fest, dass der Glaube an den Transfernutzen umso stärker sei, je höher der Bildungsabschluss der Befragten ist. Nach Aussage der Forscher „arbeiten [die Eltern] damit an der Konstruktion einer [fiktiven, Anm. d. Verf.] Realität, von der sie selbst die größten Nutznießer sind“ (321), ohne überhaupt andere Erklärungen für die Antworten der Eltern anzudenken. Dabei muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass auch die Forscher nur eine bestimmte Wirklichkeit konstruieren, die sie den Eltern im Fragenbogen als die einzige mögliche präsentieren: Sie schaffen auf der Basis einer äußerst dünnen und selektiven Datenlage Fakten, nämlich, dass „sich wissenschaftlich fast keine Transfereffekte des Erwerbs alter Sprachen nachweisen lassen“ (314), obwohl „die Verbesserung (a) des logischen Denkens, (b) der eigenen Muttersprache und (c) des Erlernen seiner anderen Fremdsprache“ (317f.) als Transfernutzen von den Vertretern des Lateinunterrichts propagiert werde. Dieses Konstrukt6, das die Inhalte und Bildungsziele des Lateinunterrichts ignoriert und zugleich Fremdsprachenunterricht auf den kommunikativen Nutzen in einer globalisierten Welt reduziert, greift in Bezug auf die Aufgabe der Institution Schule, Allgemeinbildung zu vermitteln, zu kurz.

Bildung schützt vor Torheit nicht?

In der Gesamtschau des Forschungsvorhabens wirken zunächst die Geringschätzung und bewusste Negierung des von Bürgern als positiv wahrgenommenen Sekundärnutzens von Lateinkenntnissen befremdlich: die Eltern sähen Latein „als ein Wundermittel zur Erlangung einer Vielzahl von Kompetenzen“ (322). Besonders irritierend erscheint jedoch die abschätzige Bewertung der Lebenserfahrung und Lebensleistung der befragten Eltern und der damit einhergehenden negativen Sicht auf Bildung als Distinktionsmittel, das„offensichtlich nicht vor einer Fehleinschätzung zu schützen“ (320) weiß. 

Fazit

Der Gesamteindruck ist ernüchternd: Die der Studie zuteil gewordene mediale Aufmerksamkeit und ihr wissenschaftlicher Nutzen stehen in keinem günstigen Verhältnis. Die Studie entspricht nicht den Gepflogenheiten guter wissenschaftlicher Praxis und kann die hohen Anforderungen an wissenschaftliche Exzellenz nicht erfüllen, die man an ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Projekt stellen darf.

Literatur: 

  • Behrendt, A. & Korn, M. (2016): Schülerzahlen im Fach Latein und Entwicklungsperspektiven der Fachdidaktik. Forum Classicum 3/2016, 156-157. 
  • Beyer, A., Kipf, S., Liebsch, A.-C. & Zimmermann, S. (2017): Zwischen Aktualität und historischer Forschung: Entwicklungstendenzen in der Fachdidaktik Latein. Seminar 23 (4), 5–18. 
  • Bortz, J. & Schuster, C. (2010): Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. Berlin. 
  • Bracke, E. & Bradshaw, C. (2017): The impact of learning Latin on school pupils: a review of existing data. The Language Learning Journal, 1-11. 
  • Burkard, T. (2012): Vom Mythos des logischen Lateins. In: Anderwald, L. (Hrsg.): Sprachmythen – Fiktion oder Wirklichkeit. Frankfurt a.M., 41-66. 
  • Florian, L. (2015). Heimliche Strategien. Göttingen. 
  • Große, M. (2017). Pons Latinus – Latein als Brücke zum Deutschen als Zweitsprache. Modellierung und empirische Erprobung eines sprachsensiblen Lateinunterrichts. Frankfurt a.M. 
  • Haag, L. & Stern, E. (2003): In Search of the Benefits of Learning Latin. Journal of Educational Psychology 1/2003, 174-178. 
  • Kipf, S. (Hrsg.) (2014). Integration durch Sprache. Bamberg. 
  • Ko, M. (2000): Enseigner les langues anciennes. Paris. 
  • Müller-Lancé, J. (2001): Thesen zur Zukunft des Lateinunterrichts aus der Sicht eines romanistischen Linguisten, Forum Classicum 2/2001, 100-106. 
  • Ortner, T. M. (2011): Der Latein-Effekt – Schult Lateinunterricht die kognitiven Fähigkeiten? Pegasus-Onlinezeitschrift 1/2011, 69-81. 
  • Sass, A. (2015): Sprachenübergreifendes Vokabellernen: eine qualitativ-interpretative Studie zur Vernetzung der Fächer Englisch und Latein. http://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00105616-1.pdf, 4.9.2019. 
  • Siebel, K. (2017). Mehrsprachigkeit und Lateinunterricht. Göttingen. 
  • Töchterle, K. (2004): Möglichst früh Latein! Zu nachgewiesenen Transferwirkungen frühbeginnenden Lateinunterrichts, vor allem auf die Mehrsprachigkeit. In: Kussl, R. (Hrsg.): Alte Texte - neue Wege. München, 155 - 172. 

Autoren: 

Prof. Dr. Stefan Kipf studierte Klass. Philologie in Berlin (FU) und Austin/USA (1983-1990), und wurde an der FU mit einer Arbeit zu Herodot als Schulautor promoviert. 2005 habilitierte er sich dort mit einer Studie zur Geschichte des altsprach. Unterrichts in der BRD. 

Seit 2006 ist er Professor für Didaktik der Alten Sprachen an der HU Berlin; u.a. war er Vorsitzender des Dt. Altphilologenverbandes (2007-2011) und Gründungsdirektor der Professional School of Education der HU (2011-2016) und ist z.Zt. Mitglied des Akademischen Senats der HU. 

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Dr. Andrea Beyer studierte Latein, Sport, Informatik und DaZ in Berlin. Nach mehr als zehnjähriger Lehrtätigkeit an Berliner Schulen wurde sie 2018 mit einer empirischen Studie zur Theorie von Lateinlehrbüchern promoviert. Seit 2017 ist sie wiss. Mitarbeiterin im DFG-geförderten Forschungsprojekt CALLIDUS und lehrt seit 2018 in der Fachdidaktik Latein. Ihre Forschungsschwerpunkte sind der Spracherwerb in historischen Sprachen, Schulbuchforschung, Übersetzungstheorie und Digitalisierung. 

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Ann-Catherine Liebsch studierte an der Freien Universität Berlin die Fächer Latein und Deutsch für das Lehramt an Gymnasien. Von 2016-2019 war sie wiss. Mitarbeiterin im BMBF-geförderten Projekt FDQI-HU (Fachdidaktische Qualifizierung Inklusion) an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 2019 ist sie wiss. Mitarbeiterin im Projekt MigraMentor 2.0 (Diversity-gerechtes Mentoring-Programm für geflüchtete Studieninteressierte) an der HU. Seit 2018 arbeitet sie an ihrer Dissertation mit dem Schwerpunkt Inklusion im Lateinunterricht. 

Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Latein und Inklusion, Geschichte des altsprachlichen Unterrichts, Deutsch-Latein im Schulunterricht, Aufgabentheorie und -entwicklung 

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Fussnoten:

  1. https://www.polsoz.fu-berlin.de/soziologie/arbeitsbereiche/makrosoziologie/projekte/dateien/Antrag_ Beschreibung.pdf, 3.9.2019. 
  2. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Schulen/Tabellen/allgemeinbildende-beruflicheschulen-fremdsprachl-unterricht.html, 3.9.2019. 
  3. Darüber hinaus wird zum Lateinunterricht in dem BMBF-geförderten Projekt FDQI-HU und im DFG-geförderten Projekt CALLIDUS an der Humboldt-Universität zu Berlin geforscht. 
  4. Eine Schwierigkeit besteht z.B. darin, dass das Untersuchungsinstrument nicht zur Verfügung steht und so die Struktur des Fragebogens und die Gestaltung der Items kaum nachvollziehbar sind. 
  5. Die Forscher merken zwar selbst an, dass das „Stichprobendesign der Studie […] für Teile der hier verfolgten Analysen nicht ideal“ sei (316), ziehen daraus aber keine Konsequenzen für die Diskussion ihrer Ergebnisse. 
  6. Dass die Autoren offensichtlich nur eine eher vage Vorstellung davon haben, was Bildung sein könnte, lässt sich auch an einem Item des Fragebogens erkennen: „Die Befragten sollten mit Hilfe einer Fünfer-Skala einschätzen, welche der folgenden Eigenschaften sie mit einer erwachsenen Person, die Latein in der Schule gelernt hat, verbinden: (a) eine umfassende Allgemeinbildung, (b) kulturelle Bildung und (c) eine höhere gesellschaftliche Position“ (318). Wie unterscheiden die Autoren für die Befragten trennscharf zwischen den Items „umfassende Allgemeinbildung“ und „sich sehr gut mit Kunst, Literatur und Geschichte auskennen“ (323) (kulturelle Bildung)?