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Dr. Maria Große hat im Juni den Preis für gute Lehre 2020 der Humboldt-Universität, mit dem Fokus auf die digitale Lehre, erhalten. Sie wurde für herausragende Formate ausgezeichnet.

Große ist seit 2017 als Lehrbeauftragte für besondere Aufgaben an der Professional School of Education (PSE) im Bereich Sprachbildung und Deutsch als Zweitsprache tätig – sie bildet angehende Lehrerinnen und Lehrer aus. Sie selbst wollte auch Lehrerin werden, hat ein Bachelorstudium an der Freien Universität in den Fächern Mathematik und Latein mit Lehramtsoption absolviert und einen Master für diese Fächer an der Humboldt-Universität draufgesetzt. Es folgte eine Promotion am Institut für Klassische Philologie der HU, wo sie in Lateindidaktik zum Thema „Pons Latinus – Modellierung eines sprachsensiblen Lateinunterrichts“ bei Prof. Dr. Stefan Kipf promovierte. Nach einem Referendariat an einem Berliner Gymnasium erhielt sie das Angebot, in der PSE einzusteigen.

Drei Lehrveranstaltungen von Große wurden für den Preis für gute Lehre 2020 nominiert. Prinzipien ihrer Lehre in der Präsenz sind unter anderem Individualisierung des Lernens, Rückmeldung und stete Begleitung, Transparenz. Wichtig ist ihr dabei auch, dass ihre Veranstaltungen Modellcharakter für die künftigen Lehrerinnen und Lehrer haben. In der Pandemie setzte sie diese Eckpfeiler in digitale Formate um. Ort- und zeitunabhängiges Lernen ermöglichte sie durch vorrangig asynchrone Lehre. Daneben fanden regelmäßige synchrone Angebote zur Vertiefung des Stoffs statt, zu denen sie auch asynchrone Alternativen bot. Individuelles ebenso wie Gruppen-Feedback waren ihr wichtig. Studierende lobten auch ein Zusatzangebot von Große: ein digitaler Adventskalender, in dem sie praktische Tipps für die Lehre in Schulen gab.

Josef Rabl

Die letzten Wochen wurden medial im Bereich der Klassischen Sprachen und der  Nachbarwissenschaften durch drei Großthemen dominiert:

  • Mehr Latein an Großbritanniens staatlichen Schulen
  • Pompej
    • der neue Direktor der Ausgrabungsstätten Gabriel Zuchtriegel
    • neue Funde und Erkenntnisse
  • Papst Franziskus gegen die Ausweitung des lateinischen Messritus

Daneben gab es noch einige interessante Thematisierungen wie zum Beispiel einen 

Artikel über die antiken Tempelreste im Dom von Syrakus.

Zum ersten Thema:

Mehr Latein in Großbritannien

Zuerst erschien - mit der leichten Note einer Sensation - die Meldung über den Schulversuch an sich in den Medien. Der DAV reagierte rasch und veröffentlichte ein ausführliches Statement des Vorsitzenden bzw. Prof. Dr. Stefan Freund gab der dpa ein Interview. Sofort gab es eilige Kommentare in diversen Medien zum Thema, welche sich meist mit Klischees begnügten und oft nur hastig zusammengewürfelte Zitate, Floskeln und Sprichwörter enthielten. Wer sich etwas Zeit ließ, schrieb  differenzierter - wie etwa Heribert Prantl in der SZ mit seinem Plädoyer für Latein, ein wenig aus der Sicht des Juristen, denn das ist Prantls studiertes Metier.

Einige ausgewählte Darstellungen aus den hauptberuflichen Medien:

Zuerst THE GUARDIAN, der das Argument des britischen Bildungsministers Gavin Williamson in den Vordergrund stellt, dem Latein seine "reputation as an elitist subject" nehmen und die "benefits to young people" dem Nachwuchs aus allen Bevölkerungsschichten zugute kommen lassen zu wollen. Das Pilotprojekt läuft für zunächst vier Jahre an 40 ausgewählten Schulen.

Coniunctio interretialis:

Latin to be introduced at 40 state secondaries in England | Classics and ancient history | The Guardian 

Die Meldung in Deutschland:

Alte Sprachen: Altphilologen begrüßen Lateinunterricht in Großbritannien - Forschung & Lehre (forschung-und-lehre.de)

Mit mehr Latein das Schulsystem modernisieren? Altphilologen begrüßen britische Pläne | News4teachers

Großbritannien - Warum London Latein als Schulfach fördern will - Kultur - SZ.de (sueddeutsche.de)

Sich über die Briten wundern und lernen | 3.8.2021 - SWR2

Mehr Latein an britischen Schulen: "Firlefanz, der wenig kostet" | tagesschau.de

Einige eilige Kommentare:

Glosse: Tu infelix Britannia: Warum in Großbritannien mehr Schüler Latein lernen sollen | Augsburger Allgemeine (augsburger-allgemeine.de)

Glosse Latein für die Briten (saarbruecker-zeitung.de)

Ein Kommentar mit Muße von Heribert Prantl:

Warum es sich lohnt, mehr Latein zu wagen - Politik - SZ.de (sueddeutsche.de) 

Ein Leserbrief:

Leserbrief von Eberhard Hoos zu Latein als Schulfach (volksfreund.de)


Zum zweiten Themenkreis:

Pompeji 

Deutscher neuer Direktor der Ausgrabungsstätten in Pompeji.

Ein wenig erinnert die Situation an die Berufung des Deutschen Eike Schmidt auf die Stelle des Museumsdirektors der Uffizien: Der inzwischen in Italien eingebürgerte Gabriel Zuchtriegel tritt die Nachfolge des Direktors Massimo Osanna in der Leitung des Archäologischen Parks Pompeji an. Er hatte vorher in Paestum gearbeitet.

Die Sendung "titel thesen temperamente" vom 22.08.2021 stellt ihn vor: 

Video: Sendung vom 22. August 2021 - ttt – titel, thesen, temperamente - ARD | Das Erste

Anmerkenswert: Die Übersetzung für die Form cinaede als Teil eines Graffitos in einem Thermopolium mit Schwuchtel ist nur eine mögliche Interpretation. Die Redaktion der Sendung ttt apostrophiert Pompejis Gesellschaft allein mit Verweis darauf recht voreilig als homophob. Die Faktenlage stellt sich anders dar.

Ein Rückblick: Der BR hatte schon im Februar ein Feature zu Gabriel Zuchtriegel präsentiert, in dem er auch auf Kontroversen zu seiner Berufung einging:

"Hat nicht die nötige Tiefe": Krach um deutschen Chef in Pompeji | BR24

So unerfahren wie befürchtet ist der neue Direktor möglicherweise doch nicht. Garantiert ist auf jeden Fall eine hohe Dichte der Berichterstattung über Neues aus Pompeji in deutschsprachigen Medien.

Dazu gehört nicht nur ein wiederholtes Aufgreifen der Entdeckung des neuen Imbisslokals, sondern auch Berichte über weitere Funde.

Spektakulärer Grabfund:

Vor allem die Entdeckung der zum Teil mumifizierten Leiche eines (erfolg)reich gewordenen Freigelassenen, also eines sozialen Aufsteigers - nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. ein häufiges Phänomen in der Stadt - sorgte in den letzten Wochen für Aufsehen. Erwähnenswert ist nicht nur, dass der vor dem Vesuvausbruch vom 24.  Oktober 79 n. Chr. Verstorbene nicht brandbestattet worden ist, sondern auch sein auf einer Inschrift hinterlassener Hinweis, dass er lateinische und griechische Dramen habe aufführen lassen. Neuere Forschungen haben ergeben: Das lange als Odeion identifizierte zweite Theater in der Stadt diente wahrscheinlich der Aufführung griechischer Dramen. Hierzu einige Berichte:

Pompeji: spektakulärer Fund bei Ausgrabungen (tagblatt.ch)

Spektakulärer Fund in Pompeji - vom Sklaventum in die High Society (rp-online.de)

Spektakulärer Fund in Pompeji: Ex-Sklave wurde zum Tempelwächter | STERN.de

In Pompeji sprach auch die Oberschicht Griechisch | PULS 24

Grabfund in Pompeji liefert erstaunlichen Beweis - Archäologie - derStandard.at › Wissenschaft

Nebenbei erbrachte die zeitweilige Vernachlässigung Pompejis folgendes:

Im Archäologiepark von Pompeji: Italienische Polizei entdeckt riesige Marihuana-Plantage (t-online.de) 

Beschränkung der lateinischen Messen

Ein öffentlich-rechtlicher Bericht:

"Gescheitert" - Papst schränkt Messe für Traditionalisten ein | BR24

Die katholischen Medien:

Wie das Papstschreiben zur "Alten Messe" weltweit aufgenommen wurde - katholisch.de

Franziskus schränkt die Messfeiern nach altem Ritus ein | DOMRADIO.DE - Katholische Nachrichten

Papst: Neue Normen für die „Alte Messe“ - Vatican News

Priester feiert lateinische Messe – und wird suspendiert - katholisch.de

kath.net   (Treue zum Konzil - oder Treue zum "Bruch"? Ein Kommentar)

Verschiedene sonstige Meldungen

Zum Potential der digitalen Philologie:

Digitale Philologie und Hippokratisches Corpus (faz.net)


Am Andreanum in Hildesheim jetzt auch Bildungsgang ohne Latein:

ANDREANUM ONLINE - Andreanum kippt nach 800 Jahren die Latein-Pflicht


Latein im Kölner Platt:

Am Ende Latein? (wochenspiegellive.de)


 

Zum Philhellenismus des 19. Jh. (gelegentlich Graecomanie genannt):

Die Philhellenenbewegung von 1821 stammt auch aus dem Thurgau (tagblatt.ch)


Etwas von DLF zu Frau Wesselmanns neuem Buch (erschienen bei bei Theiss/WBG): 

Katharina Wesselmann: "Die abgetrennte Zunge. Sex und Macht in der Antike neu lesen" - Unterkomplexe Frauenrollen und altrömische Disstracks (deutschlandfunkkultur.de)


Eine Buchvorstellung beim SRF zu Sappho: 

Sappho neu entdeckt - Sappho war aristokratisch, lesbisch und eine begnadete Dichterin - Kultur - SRF


 

Zur Debatte um den Abschaffungsversuch der Klassischen Sprachen an der Universität Halle-Wittenberg und Überlegungen an anderen Universitäten:

Universitäten: Ohne die kleinen Studiengänge geht es nicht (faz.net)


 

Noch ein Artikel vom März zur US-Diskussion um die Abschaffung der classics:

Amerikanische Althistoriker plädieren für Abschaffung ihres Fachs | Die Tagespost (die-tagespost.de)

Zum selben Thema ein Statement aus Österreich:

Nein, Homer darf nicht fallen! | DiePresse.com


 

Tempelreste im Dom von Syrakus (bekannt aus den Verrinen):

Spur der Steine: Was vom Athena-Tempel in Syrakus blieb (faz.net)


 

Die Entzifferung verkohlter Papyri aus Herculaneum an der Universität Würzburg:

Virtueller Blick ins Innere - scinexx.de

Vertiefend:

Verkohlte Wörter: Zwei Schriftrollen aus der Villa dei Papiri (faz.net)


Zusätzlich gibt es - GANZ NEU - zwei Hinweise auf wiederentdeckte Fragmente eines verschollenen Epos. Sie stammen von einem Palimpsest aus dem Katharinenkloster. Der ORF berichtet, der STANDARD spricht gar von einem Sensationsfund: 

Literatur: Bisher unbekannter Text aus der Antike entdeckt - science.ORF.at 

Unbekannter mythologischer Text der Antike entdeckt - Archäologie - derStandard.de › Wissen und Gesellschaft 


 

Immer wieder Interessantes in Selkets Blog:

Griechisch-Römische Siedlung unter Alexandria entdeckt (selket.de)


Rückkehr eines Altphilologen aus der Politik an die Schule:

Tagesspiegel Leute Newsletter | Treptow-Köpenick, 23.8.2021

Am Mittwoch, dem 23. Juni 2021 findet ab 18.15 Uhr ein von der Universität Tübingen organisierter, fachdidaktischer Vortrag von

Jun.-Prof. Dr. Monika Vogel (Wuppertal)

zum Thema  

Artisten im Circus Maximus – Überlegungen zur Aneignung und Vermittlung des lateinischen Wortschatzes

statt.

Es gibt die Möglichkeit, per Zoom teilzunehmen. Anmeldungen sollten erfolgen an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


 

 Der Verein der Freunde der Klassischen Studien an der Ruhr-Universität Bochum e.V. lädt am 13. Juli 2021, 18. 30 Uhr ein zu einer Diskussion

Decolonizing Classics? Identitätspolitik in den Altertumswissenschaften

mit Prof. Dr. Uwe Walter (Bielefeld) Dr. Daniel Wendt (Berlin/Princeton)

Moderation: Dr. Katja Sommer, Stellv. Bundesvorsitzende des DAV

Die Diskussion findet per Zoom-Video-Konferenz statt. Interessenten schreiben an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und erhalten den Einladungslink.

Die Veranstaltung soll informieren und aufklären anlässlich einer aktuellen Debatte in den Feuilletons, ausgelöst durch Berichte über neueste Entwicklungen in unseren Fächern an Universitäten in der anglophonen Welt.


Besonders für Gräzisten interessant: Am Freitag, dem 16. Juli 2021 findet zwischen 14.30 und 18.00 Uhr der 3. Tübinger Demosthenes-Workshop statt. Es referieren Olivier Gengler, Manfred Kraus, Karl-Heinz Stanzel und Wolfgang Polleichtner.

Auch hier besteht die Möglichkeit zur virtuellen Teilnahme per Zoom. Anmeldungen sollten erfolgen an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Ein Programm ist einsehbar unter https://www.humanismus-heute.uni-freiburg.de/events/demosthenesIII2021.

Die latinistische Hauptvorlesung der Universität Heidelberg (Prof. J.P. Schwindt) ist ab sofort online nachverfolgbar.

Bisher ist eine Vorlesung zu Horaz aus dem letzten Semester eingestellt; gerade entsteht sukzessive eine weitere zu Ovid.

Sie erreichen den Kanal unter https://www.youtube.com/channel/UC-IudsQWM1Fh_NzWQXWaQMQ, Materialien dazu gibt es unter www.philologievonunten.de

Die Himmelsscheibe von Nebra ist eine ca. 3600 Jahre alte Darstellung astronomischer Phänomene. Ihr Fund im Jahre 1999 sorgte für sehr viel Aufmerksamkeit. Nachdem sie daraufhin in mehreren Museen ausgestellt worden ist, wird sie vom 04.06.2021- 09.01.2022 mit weiteren sehenswerten Exponaten im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale präsentiert.

Daneben lohnt sich ein Besuch in der Dauerausstellung „Die Erfindung der Germanen – Frühe Römische Kaiserzeit“. Die vielfältigen Kontakte zwischen Römern und Germanen werden anschaulich gemacht und man kann sich den germanischen Hinterlassenschaften aus dem Blickwinkel eines Römers nähern.

www.landesmuseum-vorgeschichte.de

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